Lange Lange seeehr lange schon mache ich genau das nicht. Annehmen.
Ich glaube es ging so während meiner Zeit bei Ricoh los, so 2012. Ich hatte dort von Anfang an wenig zu tun und fühlte mich nicht ausgelastet und schnell gelangweilt.
Durch dieses Nicht-voran-kommen, dieses Rum-ge-hocke und in-die-Luft-ge-starre breitete sich in mir eine Leere aus. Dieses wird natürlich ordentlich von dem schlechten Gewissen unterstützt, Geld zu verdienen, obwohl ich kaum arbeite.
Diese Leere wurde so groß, so allumfassend, dass sie meine privaten Bereiche mit infiltrierte und infizierte. Ich hatte plötzlich keinen/kaum Spaß mehr, mit Freunden Dinge zu unternehmen, mein Schlagzeugspiel zu genießen oder einfach in der Natur zu sein.
Ich brauchte immer mehr von äußeren Einflüssen.. Mehr sexuelle Beziehungen, mehr Süßkram, mehr Anerkennung von außen, Mehr Mehr Mehr. Irgendwie muss doch diese blöde Leere zu händeln und abzuschütteln sein, aber keine Chance.
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Es fühlte sich wie ein Hunger nach Leben an, der allerdings nicht essen oder verdauen kann. Ein absoluter Teufelskreis. Ein wirklich nerviges Begleitsymptom war mein Schwindel. Das ist echt ätzend sag ich dir. Er kam ohne erkennbares Muster, verschwand wieder, hinterließ aber immer so eine leichte Andeutung von Gefahr im ganzen Körper, vor allem im Kopf mit dem Gesichtsausdruck a la „Ich warte nur auf den nächst-guten Zeitpunkt“. So ein fieses kleines Monster.
Ich weiß noch ganz genau, wie ich mir später immer mehr vorgestellt und teilweise gehofft habe, dass doch bitte irgendwas in mein Leben stolpert, was mir eine Aufgabe gibt, einen Sinn. Ich hatte gehofft, dass vor meiner Tür die Cops stehen und irgendwelche krummen Anschuldigungen oder ‚Abenteuer‘ für mich haben. Ich habe gehofft, dass nach meinem Feierabend ein Kind vor meiner Tür steht, um das ich mich Sorgen muss. Oder in die Wohnung eingebrochen wurde oder oder oder.. Einfach nur, um eine Aufgabe zu haben.
Ich weiß, echt irre Gedanken.
Jetzt weiß ich, dass das alles Hilferufe waren, um mich von meinem Gefühlsleben abzulenken, diese hässliche und unangenehme Leere nicht spüren zu müssen. Diese starke Lustlosigkeit dem Leben gegenüber muss doch irgendwie zu brechen sein.
Einfach größere Ziele(die mir nicht viel bedeuten) angehen und in so einen Flow kommen… einen Flow, des Tuns. Hier noch ein Halbmarathon laufen und dort mehr und mehr Inhalte aus verschiedenen Themen konsumieren.
TUN !!! MACHEN !!! Nur bloß das Gegenteil von Langeweile kultivieren.
In der Zeit war ich auch ein Jahr in psychologischer Behandlung, allerdings ohne großen Erfolg.
Eine Sache habe ich dort allerdings gelernt und zwar zu atmen. Bewusst zu atmen ist so gut und stets verfügbar. Das ist mir seit dieser Zeit ein treuer Begleiter und im Grunde schließt sich hier jetzt auch wieder der Kreis.
Seit einigen Jahren meditiere ich mal mehr mal weniger regelmäßig und ich kann nicht genau sagen, ob es Auswirkungen auf mich hat.
Ich tue es, weil ich denke und hoffe, dass mir die Stille und die Ruhe zu Gute kommt.
Jetzt bin ich über verschiedene Videos zu Yves Becker gekommen, ein Lehrer für
moderne Meditation.
Durch seinen interessanten Lebenslauf, aber viel mehr noch durch seine eigene Geschichte, die mit meiner total räsoniert, bin ich seit Sonntag in seinem online Meditation Retreat.
Seine Art und Weise Inhalte zu vermitteln und mich an die Hand zu nehmen ist einmalig. Ich fühle mich bei ihm aufgehoben. Jemand der versteht, was ich erlebe bzw. erlebt habe und vielleicht immer noch in mir ist.
Neben allem, was ich bisher in Videos, Posts und anderem Material über und von ihm mitgenommen habe gibt es eine so super einfache Formel, die ich vor zehn Jahren gebaucht hätte.
Annehmen heißt Heilung.
Nimm doch einfach mal die Lustlosigkeit an, deine depressive Phase, deine Trauer, deine Leere. Das sind alles Teile in dir, die Aufmerksamkeit wollen. Oder anders gesagt: Die sind Du!
Nimm sie in dich auf oder wie Yves das so schön sagt: „Integriere sie, heiße sie willkommen und embrace sie“ und lass sie sich ausdrücken.
Ich könnte fast wütend werden, dass es so einfach sein kann. Ich spüre jetzt gerade beim Schreiben, wie sich mein Hals zusammenzieht und mein Puls beschleunigt.
Gut möglich, dass ich die letzten Jahre jedes existierende Video von Tony Robbins und Les Brown gesehen habe. Immer schön hustlen, Ziele verfolgen – Hauptsache Progress Progress und das mag ein Teil der Reise sein. Ich las so viel inspirierendes Zeugs über Psychologie, Fehler machen als Erfolgsgrundlage und irre viel weiteres Material über Persönlichkeitsentwicklung, immer auf der Suche nach etwas, was mit mir klickt. Ich erkenne jetzt selbst, dass ich stets im Außen gesucht habe und dort mal mehr oder weniger erfolgreich war.
Ich werde jetzt den ganzen Shit erstmal ruhen lassen und mich total auf diese einfache Sache einlassen. Annahme von allem was ist. Alles Darf sein.
Gestern kam mir der Gedanke, dass meine große Angst nicht davor besteht, unangenehme Gefühle zu fühlen, sondern freudvolle Gefühle zuzulassen…
Vielleicht erkennst du dich in dem ein oder anderen Scenario ja wieder.
Es gibt Heilung für jeden von uns. Los geht es mit der Akzeptanz von dem, was ist.
J4l3n