Trip to Canada Week #1

Alrighty!
Für mich das kanadische Wort schlechthin.

Das erste Highlight auf der Reise war bereits bevor wir Canada erreicht haben und zwar der Flug über Grönland. Es kommt auf dem Bild leider nicht so gut rüber, da die Fenster des Fliegers eine gewisse Verdunkelung aktiv hatten, aber aus meinen Augen sah es wie eine Mondlandschaft aus, wie ein anderer Planet. Ich dachte auch, wir fliegen auf einmal einige Tausend Meter tiefer, da mir die Felsen und das Eis so nah vorkam, aber nichts da. Anscheinend ist Grönland einfach so krass hoch… Genial!

Grönland

Grönland

Nachdem ich in Calgary angekommen bin, war ich zuerst einmal überwältigt von der Stadt. Die Größe, die fetten Wolkenkratzer und die teilweise seeehr verpeilten Peoples, die da so rumgelungerten… Egal, gehört dazu.

74BE1783-C95F-420B-948C-0EA4230D6EFCAuf dem Weg zu meinem ersten Stay in Rickys Home, ein Airbnb, habe ich mich zusammen mit Thomas, einem Typie aus Wiesbaden erstmal ordentlich in der Stadt verlaufen. Aber wie so häufig passieren auf dem Weg schon geile Sachen. Nach einer Stunde des gemeinsamen Rummirrens sind wir dann getrennte Wege gegangen und ich bin von einer super freundlichen Person in die nächste gelaufen, so auch in Anna. Die hat mir erst den Weg nach Rickys Home erklärt, ist zu ihrer Bahn gegangen und mir anschließend hinterher gerannt, weil sie einen noch kürzeren Weg für mich ausgemacht hat – Just Great!
Angekommen bei Ricky saßen da gleich die nächsten Menschen, mit denen ich einfach losquatschen konnte und mir Greg eine sehr schöne Idee mitgegeben hat, mit meiner Angst vor dem Wackeln im Flugzeug, Achterbahnen und Co. umzugehen „Just lean into and go with it“ sprich: Versuch Spaß zu haben und leg dich in jede Bewegung des Flugzeugs/Achterbahn.
Am selben Abend merkte ich aber auch schnell, dass so ganz ohne Internet alles ein wenig komplizierter ist, vor allem wenn es darum geht, unterwegs Zeitpläne zu checken, E-Scooter zu mieten und mal ganz abgesehen vom sozializen.

Die E-Scooter Geschichte muss ich dennoch erzählen. In Canada heißt das ganze Teil Neuron und funktioniert genau wie unser TIER. An dem Abend also wollte ich noch ein Bischen im Supermarkt shoppen, der 2km entfernt liegt, hatte aber kein Bock mehr auf den Fußmarsch hin und her. Also über Rickys WLAN mit der Neuron App gesehen, dass hier gleich ums Haus so nen Scooter stand. Ich also hin und wollte scannen… Meh, dafür reichte die Verbindung des WLANs nicht aus. Also hab ich das Vieh geschoben, dass es in der WLAN Reichweite stand, allerdings kam bei jedem Schieben der Sound „Please stop the scooter“, „Stop“, „Please do stop it otherwise I have to call… und dann habe ich instant aufgehört zu schieben. Lol ey, so ein Mistvieh. Ruft gleich seine Mama an, wenn es mal offline genutzt wird.
Den nächsten Tag war ich dann nochmal in Calgary unterwegs, einfach rumlaufen und die Stadt aufdecken. Besonders sehenswert war die 17th Ave, eine ewig lange Straße, auf der echt viel los ist und so habe ich dieses herrliche Wetter zeitweise bei ner Straßenmusikerin verbracht. Unterwegs immer wieder mal in Gespräche gekommen, die sich einfach so beim „Media Markt“ oder in ner Mall ergeben haben.
Mein Jetlag hielt sich auch ziemlich gut in Grenzen und ich hatte den Tag über immer gut Energie. Beim Thema Autos lassen sich die Kanadier auch nicht lumpen. Gefühlt jeder zweite fährt nen RAM/GMC Monstertruck mit 600 PS und andere aufgemotzte Mistkarren unter der Premisse: Hauptsache laut! Naja, steht ich ja drauf, also tritt drauf, James!
Mit der Zeit bekam mich aber immer mehr der Wunsch endlich in die Wildnis einzutauchen.
Bei Rickys Home habe ich dann noch Sarah und Gian Maria kennengelernt, die ähnliche Pläne mit dem Auto abholen hatten und so teilten wir uns ein Uber und wurden am nächsten Tag für nen Zehner p.P. zum Flughafen gegurkt.
Ich hatte auf der Avis Seite das kleinste Auto gebucht, was es gab, denn ich wollte nur von A nach B kommen und nun see, what I have got bekommen. Weehaaa.

Mein kleiner Mietwagen

Mein kleiner Mietwagen

Mit dem Teil ging es dann Richtung Banff und somit endlich in die Rockys rein, Lets Go!!Die Fahrt war jetzt nicht soo spektakulär irgendwie, aber egal. Ich war endlich in Banff im HI Alpine Hostel angekommen. Das Hostel erstreckte sich auf zwei Gebäude mit jeweils einer gemeinsamen Küche und etwa zwanzig vierer Mixed Dorms, gemeinsamen Aufenthaltsräumen und Balkon/Terrasse herrlich in mitten von Bergen gelegen. Natürlich kamen an vorher schon, aber auch beim Betreten des Hostels Gedanken an die unglaubliche Hostelzeit in Neuseeland. Ich plante hier für zwei Tage zu bleiben um mich dann auf meine mehrtätige Wanderung zum Egypt Lake loszumachen.

Banff Downtown

Banff Downtown

Banff Downtown #2

Banff Downtown #2

Hübscher Ausblick beim Tagebuchen

Hübscher Ausblick beim Tagebuchen

In Banff habe ich dann auch Stefan geschrieben, dass ich „in seiner Nähe“ war, was etwa 7 Autostunden entfernt liegt. Er war natürlich hellauf begeistert und ich hatte richtig Bock, nen paar Tage bei und mit ihm zu verbringen.
Bei all der Vorfreude und dem süßen, sehr touristischen Banff habe ich dennoch das Gefühl von Einsamkeit gespürt. Im Hostel habe ich nicht sofort Anschluss gefunden und auch das alleinige Rumgelaufe hat dieses Gefühl verstärkt. Ich hätte gerne wen dabei gehabt, wen kennengelernt um diese Leere zu teilen bzw. zu überdecken, allerdings ist das halt der Deal, wenn du alleine reist. Das muss man halt auch ertragen können.
Das Gefühl sollte sich auch noch etwas halten, bis mir später eine tolle Erkenntnis geschickt wurde. Am zweiten Tag in Banff habe ich mit dann auf zum Sulphur Mountain gemacht, der nicht weit von Banff entfernt lag. Zu meinem Entzücken habe ich nach ein paar Hundert Metern des Tracks bereits ein Pärchen aus Montreal kennengelernt und den ganzen Weg zusammen geteilt. Wir Drei plus Hündin haben uns super verstanden, viel gelacht und uns einfach kennengelernt. Ich lieb das ja, wenn man gegenseitig seine Weltanschauungen und Persönlichkeit mitteilt und die Gespräche vom Höcksken auf Stöcksken führen.

Die 3 von der Tanke

Die 3 von der Tanke

Blick auf Banff vom Sulphur Mt.

Blick auf Banff vom Sulphur Mt.

Oben angekommen war der Blick über Banff natürlich genial, allerdings bemerkte ich auch gleich die nervigen kleinen Mistfliegen, die ich später noch genauer kennenlernen sollte. Abgesehen von der netten Bekanntschaft war das aber auch nen super Track um mich für die mehrtätige Tour aufzuwärmen. Am selben Abend in Banff habe ich noch Nathalie aus der Schweiz kennengelernt. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden, waren noch im Irish Pub und haben uns bei genialer Achtziger Jahre Musik super unterhalten.

Am nächsten Tag sollte also der 3-Tages Track starten. Dieser ging vom Sunshine Village (etwa 10km entfernt von Banff entfernt) über etwa 50 Kilometer durchs Backcountry zum Parkplatz des Vista Lakes an der Road 93.

Dat is der Track

Dat is der Track

Daraus ergibt sich, dass der Track wo anders endet, als er startet. Jetzt musste ich ja irgendwie planen, wo ich das Auto lasse und wie ich von B nach A zurückkomme. Mein Plan war also, dass Auto am „Ziel“ auf dem Parkplatz zu parken, irgendwie zum Start zu trampen und los geht’s. Allerdings überkamen mich Gefühle der Unsicherheit, den Mietwagen für drei Tage irgendwo auf nem Parkplatz an dem Highway stehen zu lassen… Also erstmal zum Sunshine Village und schauen, wo der Weg überhaupt startet. Dort habe ich dann auch ne ältere nette Dame kennengelernt, die mir empfohlen hat das Auto genau hier stehen zu lassen, loszulaufen und zurück zu trampen. „That will work somehow“ hat sie mir zugesichert. Dieser Parkplatz hier wäre deutlich sicherer. Alrighty, also den vorgepakten Rucksack nochmal kurz gecheckt und dann bei intensiven 32° losgelaufen. Etwa 50 Kilometer und etliche Höhenmeter lagen vor mir, allerdings sollte sich das sehr auszahlen…

Tag 1:
Ich hätte auch die Gondel nehmen können, um mir ein paar Kilometer zu ersparen, allerdings hatte ich Bock auf Bewegung also Off you go. Die ersten Kilometer gingen durch stetig steigendes Waldgebiet mit schön markierten Wegen, über kleine Bäche, auf großen Wiesen, wo alles schön blühte und am Himmel nicht eine Wolke war. Unterwegs immer wieder mal Leute getroffen, sogar aus NZ, die mir zu meinem Glück noch ein paar Kohletabletten zum Säubern des Bachwassers mitgegeben haben.

Herrlich natürliche Waldwege

Herrlich natürliche Waldwege

Creek creek

Creek creek

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Blick vom Top des Weges

Blick vom Top des Weges

Mir wurde zwar gesagt, dass man aus den klaren Bächen bedenkenlos trinken kann, aber diese beiden meinten es anders, also Danke dafür! Zwischendurch habe ich dann auch immer wieder Begegnung mit den Fliegen und Mücken gemacht. Überall wo es schön ist, sind diese Motherfuckerse. Ist halt einfach so. Für die Mücken hatte ich Spray dabei, was auch ganz gut gewirkt hat, allerdings waren diese Fliegen und auch die fetten Fliegen einfach ne Sche***. Nicht weil Sie auch teilweise gebissen haben, sondern weil dieses ständige Um-einen-rum-gefliege einfach super nervig ist. Ich hatte das Gefühl, ich werde stetig von allen Seiten von Lichtschwertern verfolgt.. sSSssS SchhzSssss sSsSs(ach was weiß ich, wie man Sounds in Worte fasst ^^) Oben auf dem Top angekommen hatte ich ne geniale Sicht über das heutige Ziel, den Egypt Lake, aber auch über die benachbarten Seen Skarabäus- und Mummy Lake. Das kann Kanada irgendwie: geile türkis-blaue Seen in die Landschaft zaubern.
Ich war allerdings auch bereits gut im Eimer da oben, denn die Sonne hat mich echt fertig gemacht, also Zeit für ne längere Pause im Schatten und erstmal wat Mampfen, was sofort Energie gibt. Weingummi. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich die Tüte mit dem Essen für die 3 Tage anscheinend im Auto vergessen habe. Alles was ich mit hatte war ne Tüte Chips, 2-3 kleine Süßigkeiten Tüten und 10 Käsebrötchen Stangen. Bei solchen Backcountry Tracks gibt es unterwegs keine Kiosks, Tankstellen oder irgend eine Art Zivilisation. Ey, wie kann man nur so…. Arrrrrghhh Fuck man.
Naja, zum Zurückgehen war es jetzt nach 12 km dann doch etwas zu spät. „Das wird sich schon irgendwie ausgehen“ und dass ich unterwegs irgendwas finde, um meine Vorräte aufzufüllen (Ich sollte Recht behalten hihi).

Jetzt erstmal runter durch den Wald zum Egypt Lake und raus aus der Sonne. Ich hatte zwar nie wirklich Angst, dennoch lief das Gefühl einen Bären hier tief im Wald anzutreffen mit mir mit. Klar ich hatte Bärenspray dabei und wusste nach zwei minütiger Youtube Recherche genau, wie man es einsetzt(^^), dennoch blieb da teils so eine vage Vorsicht.
Am Egypt Lake und dem Campground angekommen war ich erstmal erleichtert. Da waren Menschen! Erstmal sofort den Rucksack an einen Campspot droppen und ab zum See.
Da war das Teil nun, einfach magisch… kann ich jetzt sagen. Dort angekommen hat mich die Sicht natürlich auch ziemlich beeindruckt, kurz mal zum Abkühlen reingegangen und mich dann dort niedergelassen.

Egypt Lake Campground

Egypt Lake Campground

Egypt Lake

Egypt Lake

Egypt Lake am Morgen

Egypt Lake am Morgen

Irgendwie konnte ich jedoch den Anblick nicht voll auf mich wirken lassen. Ich war innerlich unruhig und fühlte wieder dieses Gefühl des „Wo ist nur jemand, mit dem ich das teilen kann?“
Ich war seitdem ich hier in Kanada angekommen bin viel in Gedanken an NZ, an die gemeinsame Zeit mit Luisa, die tollen Menschen die ich kennengelernt habe, diese Jobs, das geniale Hostelleben, die Tracks, das ganze Unbekannte und nicht zuletzt dem Gefühl von Zugehörigkeit. Das alles war in meinen 11 Monaten damals mein Tagesinhalt und ich habe das bewusst- und unbewusst mit den paar Tagen in Kanada verglichen.
Ist doch klar, dass mich nicht wohl fühle, egal was sich vor mir auftut. An diesem Abend habe ich dann von Laura eine Nachricht bekommen, in der Sie sich in meine Situation gut reinversetzen kann und sie die Sehnsucht nach ehemaligen Reisemomente auch mal überkommt. Sie hat mir mitgegeben, dass Sie gute Erfahrungen damit gemacht hat, dass sie der aktuellen Reise eine Chance gegeben hat, damit es die beste Reise deines Lebens werden kann und das resonierte sehr in mir.
Ich muss so fair sein und Kanada die Möglichkeit geben, dass jeder Tag geil sein kann. Vergangenes ist vergangen, ich liebe und bin dankbar für das, was geschehen ist, dennoch lebe ich jetzt und bin in diesem Moment hier. Darum geht’s, also Blick nach vorne und Augen, Ohren und Herz offen halten für alles, was sich zeigt. Dank dir Laura.
Da ich irgendwie ziemlich fertig und mir zudem langweilig war, habe ich mein Zelt aufgebaut und bin so gegen 20:30 Uhr auf die Isomatte. Campen hat mal wieder richtig Bock gemacht. Dieses Gefühl, draußen zu liegen, so erdnah, so naturnah, so frei und frisch da draußen – Das ist echt genial. Die Nacht war allerdings ein wenig, wie sag ichs… Scheisse war das kalt. Tagsüber 32 Grad und nachts dann wenn es hochkommt 5 Grad. Also sofort Socken, Jogginghose, Pulli und Mütze anziehen.

Tag 2:
Die Nacht war so lala. Geschlafen habe ich irgendwie gar nicht richtig, hatte bestimmt 15 mal die Augen auf, aber das war egal. Immer wieder habe ich meine Umgebung war genommen, das Liegen auf der Iso-Matte im Zelt und das Bachrauschen ganz weit hinten haben einfach Ihren Charme. Achja und natürlich diese sternklare Nacht, klar 😀
Dennoch bin ich dann ganz gut aus den Federn gekommen und erstmal nen paar Meter gehen. Das ist schon geil, wenn du in der Natur aufwachst und den Tag sofort so entspannt und geerdet anfängst.
Nachdem ich das Zelt abgebaut und die Wasservorräte am Fluss aufgeladen habe, ging es nochmal kurz dem Lake Egypt winken und dann auf die nächsten 15 Km diesen Tag. Der Track ging gleich voll in die Beine. Die ersten 350 Höhenmeter in nicht mal 45 Minuten. Guten Morgen Denis und willkommen an so einem herrlichen Tag. Trotz der Anstrengung war ich richtig gut drauf und hab mich in diesen Flow gelaufen, wo kaum Gedanken im Kopf sind und der einzige Wunsch ist, frisches Wasser zu trinken. Ich liebe diesen State. Oben auf dem ersten Gipfel angekommen, habe ich es mir dann nicht nehmen lassen, auch dem Skarabäus See einen Besuch über nen kleinen Umweg abzustatten. Wieder so nen Monstersee, der sich schützend vor seine riesige Bergwand legt.
Der Track hatte nach weiteren 50 Minuten sein Tagestop bei ca. 2300 Meter erreicht. Die Umgebung war ein reines Felsspektakel. Spätestens da habe ich verstanden, warum die Rocky Mountains nun mal so heißen. :)

Skarabäus Lake

Skarabäus Lake

Alles blühte so schön

Alles blühte so schön

Angekommen auf dem Top, jetzt runter irgendwie

Angekommen auf dem Top, jetzt runter irgendwie

Auf dem Weg habe ich immer wieder diese buschige Viecher gesehen und wie sie sich gefühlt um mich scharen.(okok leicht übertrieben)
Entweder sind es Murmeltiere oder Biber oder ne Kreuzung. Süß sind sie alle Male, nur fangen lassen die Biester sich nicht so leicht.
Vom Gipfel ging es dann erstmal eine Zeit lang über sehr dickes, wie flaches Geröll runter und es war echt steil – musste hammermäßig auf meine Po-Knochen aufpassen. Nen kurzer Stop HIER war dann nach dem ganzen Bergrunter-Gewalke dann auch drin. Das Wasser war so kalt, dass meine Füße nach keinen 10 Sekunden taub wurden – Alter Schwede ey!!
Danach wurde es sogar noch besser, denn der Track folgte einem kleinen Pfad direkt an dem Bergsee, es war himmlisch, Natur at its best.
Natürlich habe ich die ganze Zeit immer wieder Energie aus den paar Snaks tanken müssen und habe mir natürlich darüber Gedanken gemacht, wie es die nächsten Stunden und den nächsten Tag weiter geht.
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Mit zunehmender Wärme wurde die ganze Kiste auch immer schweißtreibender. Nur gut, dass jetzt kaum noch Höhenmeter vor mir hatte und ich so für ein paar Kilometer in Adiletten latschen konnte – eine Wohltat die Quanten an die frische Luft zu halten. Nach ca. 15 Kilometer war ich dann auch am Tageszwischenziel angekommen, dem Shadow Lake.
Ja… da hatte ich dann auch keine Fragen mehr, euer Ehren. Was für ein Super-See. Es war alles perfekt, vor allem diese kleine Holzbrücke, die rüber führt und das Beste: Ich war komplett alleine. Diesmal konnte ich das Ding gut genießen und mich nicht satt sehen. Irgendwie war mir schnell klar, dass ich den noch nen weiteres Mal besuchen wollt, halt zu nem späteren Zeitpunkt und gerne auch mit etwas Company.
Zum Etappenziel, einem von mir reservierten Campingplatz am Redearth Creek waren es noch 6km, aber ich hatte auch echt keinen Bock mehr weiterzugehen. Zumindest wenn ich meine Lust und meinen Körper fragte.

Da issa: Der Shadow Lake

Da issa: Der Shadow Lake

Am Shadow Lake gab es es eine Shadow Lodge, die auch Hütten zum Übernachten anboten. Allerdings war für 400 Takken die Nacht diese Idee auch schnell wieder im Eimer. Ich bin dennoch rein und hab einfach nur gesagt „I am hungry, can you help me?“ Im Grunde wollte ich halt einfach was ordentliches zu essen bestellen, allerdings hatten die nur so Häppchen. Was heißt hier nur?! Das Bananenbrot war soo nicht von dieser Welt. Dazu wurde ich nämlich von Jill, der Küchenhilfe mit den Worten eingeladen. „No, we dont have warm Meals. Just grab some food“. Göttlich. Nachdem Sie mir dann sogar noch den Tipp gegeben hat, auf dem Shadow Campground „heimlich“ zu campen, war der Tag perfekt.
7F038994-7E7B-4C5D-B4F0-9CA86A4F4D83Ich hätte eigentlich den 6 Kilometer entfernten Campingplatz nehmen müssen, da der Shadow Lake Campground bereits ausgebucht war. Dennoch gab es da ein paar Stellen, die sich zum Zelten anboten und nicht zum Resevieren ausgeschrieben wurden. Es war 17:00 Uhr, ich wollte erstmal aus der Sonne raus und musste etwas Zeit totschlagen, da hin und wieder nen Campground Wächter diesen prüft, also bietet es sich an das Zelt erst einigermaßen spät aufzubauen. Gut, dass da beim Snacken noch 2-3 Peoples waren, mit denen ich ins Gespräch kam.
Allerdings begannen sich nun die Räder in meinem Kopf zu drehen, da der morgige Tag nicht mehr weit weg war und ich nicht wusste, ob ich den eher langweiligen 10 Km Weg zum nächsten Highway nehmen sollte oder ob ich den deutlich spektakuläreren Weg durchs Gebirge mit 15Km und einigen Hundert Höhenmetern gehen sollte. Ich habe wirklich sehr lange und viel darüber nachgedacht, was ich tun sollte. Auch beim Pennen im Zelt gingen diesen Gedanken weiter. Das war Stand jetzt in meinem Lunchpaket für morgen:
4 Käsebrötchen-Dinger
4 Händevoll Chips
Kleines Tütchen mit Walnüssen
Allerdings nichts, was instant Energie bringt. Kein Snickers, Müsliriegel, Cola oder sonst was.
Ich hab mich also entschieden, die Entscheidung auf morgen zu verlegen, denn ich musste auch mal sehen, wie mein Körper sich dann so anfühlt. Am Abend war ich noch auf Bänken vor der Lodge, die für jeden zugänglich waren. Dann kam Greg (wir nennen ihn mal so) vorbei und hat mich gefragt, wohin es mich morgen treibt. Ich habe ihm meinen Plan und meine Zweifel wegen der Versorgung erzählt. Meine Frage, ob ich ein paar Snacks kaufen konnte hat er verneint, da die meisten Snacks per Helikopter eingeflogen wurden und ziemlich gut auf die Gästebedürfnisse kalkuliert sind. Dennoch ist er daraufhin kurz in der Küche verschwunden und hat mir eine kleine Tüte mich Cookies, nem Muffin und einer Orange gebracht. Wir brauchen glaube ich nicht weiter drüber reden, ey… sooo geil freundlich und dabei auch sein ganzes Erscheinen – Total liebenswürdig und zuvorkommend.
Ich wollte dennoch erst morgen entscheiden, ob ich gehe oder nicht. Jedoch war das schonmal nen starkes Zeichen von „Jemanden“, den Track zu machen.
Jetzt war ich natürlich super gelaunt, war allerdings auch ziemlich platt vom Tag, also bettfertig machen und ab ins Zelt. Diese Nacht war deutlich angenehmer. Keine Spur von Minus- oder einstelligen Gradzahlen.

Tag 3:
Ich weiß nicht, aber irgendwie bin ich wie nen betrunkener Fisch den nächsten Morgen aus dem Bett gestolpert. Die Nacht war tatsächlich ziemlich gut, aber mein Körper hat sich angefühlt wie so ne Holzpuppe, keine Ahnung. Ich muss aber einfach nochmal zum See hin, alleine schon um da das gute Frühstück zu konsumieren :)

Shadow Lake beim Frühstück

Shadow Lake beim Frühstück

Frisch machen, Zelt einpacken und mit dem Bagpack zur Lodge, wo alle anderen auch gerade aufbrachen. Als mir dann Greg nochmals eine Cola mitgegeben hat und ich noch kurz nen Schnack mit ner anderen Truppe hatte, bin ich den Weg also angegangen. 15 Kilometer über den Gibbons Pass, an den Twin Lakes vorbei mit dem Ziel: Der Parkplatz am Vista Lake an der Rd 93, um dort zum Startpunkt zu hitchhiken/trampen.
Genau wie am gestrigen Tag war die erste Stunde echte Hölle. So steil und dieses dreckige Mücken- und Fliegenpack haben mich hart herausgefordert. Oben auf dem Pass angekommen überkam mich allerdings so eine herrliche Frische, die mich richtig aufatmen hat lassen. So war das Wandern dann echt einfach, egal ob da hinten 15 Kilogramm dranne baumelten oder nicht.
Am ersten der beiden Twin Lakes angekommen habe ich dann gleich mal diesen tollen Spot zum Mittagessen genutzt. Insgesamt war ich ziemlich gut drauf, auch der Körper hat die Belastung der letzten 1500 Höhenmeter rauf und runter ziemlich gut weggesteckt. Auch der nächste See war natürlich erwähnenswert mit seiner herrlichen türkisen Färbung, aber irgendwie war mich nicht groß nach stehenbleiben. Ich hatte Bock voran zu kommen und in Bewegung zu sein. Also ging es weiter am Arnica See vorbei, der allerdings mal wieder nen Kracher war. Ähnlich wie der Shadow Lake aus der Kombination mit See vor einer großen Felsformation.
Es war auch einmal mehr verrückt, dass ich bis auf 3-4 Leutchens keine Menschenseele gesehen habe, diese Ruhe war schon fast erschreckend, wenn sie nicht so herrlich wäre.
Dennoch wollte ich mit jedem Schritt mehr zum Auto und einfach ankommen. Nach drei Tagen ohne Dusche wollte ich mich auch einfach mal wieder mit Menschen unterhalten. Die Hitze war schon wieder sehr drückend und ich musste fast lachen, als ich auf den letzten 5 Kilometern bergab noch ein paar mehr Leute getroffen habe, die noch nicht mal bei der Hälfte angekommen bereits todesfertig waren. Wenn die wüssten, dass die zum Arnica See noch 3 Kilometer hässliches Hoch-Gegehe auf verfluchtem Kieszeugs vor sich hatten, würden die auch einfach heulen*gg

Lower Lake (Twin Lakes)

Lower Lake (Twin Lakes)

Vista See, Finish Line!

Vista See, Finish Line!

Und dann hatte ich es geschafft: Ich war nach 3 Tagen am Parkplatz angekommen, etwas über 50 Kilometern und bestimmt 2000 Höhenmetern in beide Richtungen. Jetzt irgendwie nen Ride erfragen und zum Startpunkt kommen, wo mein Auto stand. Genau in dem Moment parkte ein Auto langsam aus, also warum nicht gleich mal Attacke machen. Gesagt getan. So saß ich keine zwei Minuten später in einem fremden Auto und bekam einen Lift zum Startpunkt. Wicked!! Der Plan hat funktioniert, fuck yea!
Ich war sehr froh wieder am Auto zu sein und musste beim Anblick der 30 geschmolzenen Schoko- und Müsli Riegel sehr lachen…

Jetzt ging es für die nächsten vier Tage erstmal ins HI Castle Wilderness Hostel, um meine Energie aufzutanken und mal wieder runterzukommen.
Der Track war einfach geil und eins wollte ich unbedingt nochmal machen: Dem Shadow Lake einen weiteren Besuch abstatten. Learning of the Track und immer wieder. Einfach machen, das wird sich schon immer irgendwie ausgehen, man!

J4l3n

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